DEV lud zum historischen Wochenende

Fanden sich zum Historischen Wochenende ein: Victorianisch gekleidete Besucher am Bahnhof Bruchhausen-Vilsen, Bilder: Holger Gatz, 2016

Fanden sich zum Historischen Wochenende ein: Victorianisch gekleidete Besucher am Bahnhof Bruchhausen-Vilsen, Alle Bilder: Holger Gatz, 2016

Zu einem historischen Wochenende 2016 lud der Deutsche Eisenbahnverein (DEV) in Bruchhausen-Vilsen ein. Diese Sonderveranstaltung fand im Rahmen des Jubiläums zum 50. Geburtstag des DEV statt (weitere Berichte hier).

Zum Einsatz kamen die Dampfloks HERMANN und SPREEWALD sowie der Triebwagen T 42. Fahrgäste, die sich entsprechend der Moden der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts kleideten, bekamen einen Nachlass auf den Fahrpreis.

Der Fahrplan war gut bestückt: Es verkehrten Personen und Güterzüge, sowie Güterzüge mit Personenbeförderung (GmP), die alle unter Dampf in dichter Folge fuhren, so dass es in Heiligenberg regelmäßig zu Zugkreuzungen kam.

Danach machte sich der Triebwagen T 42 nach Asendorf auf den Weg und erinnerte so an die nachfolgende Epoche.

Vielfältige Aktivitäten zum historischen Wochenende

Das Wetter am Wochenende war sehr sommerlich. So fanden vornehmlich am Sonntag viele Besucher den Weg nach Bruchhausen-Vilsen.

Den Fahrgästen wurden zu diesem historischen Wochenende viele Aktivitäten geboten, die Einblicke in die damalige Verkehrstechnik erlaubten. Da waren Landleute, die mit Leiterwagen und Karren ihre Waren transportierten. Kisten, Fässer, Milchkannen und Koffer mussten von Hand verladen werden.

Bäuerin und Stadtfrau in Heiligenberg. Der Citroen deutet schon die folgende Epoche an

Bäuerin und Stadtfrau in Heiligenberg. Der Citroen deutet schon die folgende Epoche an

Eine historisch gekleidete Gruppe von Fahrgästen gab ihr Gepäck auf, dass dann auch im Gepäckwagen mitgeführt wurde. Eine Bäuerin verkaufte frische und sehr schmackhafte Buttermilch, wohl um das karge Salär aus der Feldarbeit aufzubessern. Eine andere Landfrau versuchte verzweifelt ihre Kiste mit Waren transportieren zu lassen und beklagte laut jammernd und schimpfend die Sturheit des Eisenbahnpersonals, dass ihr Gut nicht annehmen wollte, weil sie das notwendige Geld nicht aufbringen konnte. Auf einen Tauschhandel mit Hühnereiern ließen sich die Eisenbahnbeamte der Kaiserzeit nicht ein.

Landvolk und Oldtimer

Ein liebevoll gepflegter Borgward in Heilgenberg

Ein liebevoll gepflegter Borgward Hansa 1500 in Heilgenberg

In Heiligenberg wurden nicht nur fleißig Güter verladen, es gab auch mehrere Oldtimer wie verschiedene Citroens, ein Willys-Jeep und einen Borgward zu sehen und eine Gesellschaft von Landleuten und Oldtimerfahrer. Diese hatten es sich auf Strohballen bequem gemacht und nahmen vergnügt ihre Vesper ein, sofern es in der teils dicken Wollkleidung bei der vorherrschenden Hitze überhaupt noch angenehm war.
Ein alter Unimog kreuzte entlang der Strecke, alte Fahrräder und Karren säumten die Bahnsteige.

Wer den Aufenthalt in Asendorf nicht nur zu einer Erfrischung in Form von Eis, Limonade, Kuchen oder einem kühlen Bier nutzte, konnte den dort untergestellten Wismarer Schienenbusses besichtigen oder sogar unter Aufsicht den Führerstand der jeweiligen Dampflok erklimmen.

Hochherrschaftliche Reisegesellschaft bei einem Fotohalt

Eine gut gelaunte hochherrschaftliche Reisegesellschaft bei einem Fotohalt

Inzwischen mussten jugendliche Knechte das Gepäck ihrer reisenden Herrschaften tragen. Sie schleppten eine  originale Zylinderschachtel mit entsprechenden Inhalt, Reisetaschen und mehr. Dabei mussten sie sich manche hochherrschaftliche Ermahnung anhören, wenn sie denn einmal unachtsam waren.
Natürlich wurde alles von einem Vertreter der Wochenschau beobachtet und mit seiner Kurbelkamera aufgenommen.

Fahrgäste mit Freude an historischen Details

Diese Sonderveranstaltung bereitete sichtlich Vergnügen

Diese Sonderveranstaltung bereitete sichtlich Vergnügen

Speziell am Sonntag fanden sich zu diesem historischen Wochenende zahlreiche Fahrgäste in entsprechender Kleidung ein. Während die Dampfzüge vornehmlich von Victorianischer Mode bevölkert waren, mischten sich bei den Triebwagenfahrten stilecht ein Kartoffelbauer mit einer Kiepe voll Erdäpfel und Stadtmenschen der 20er und 30er Jahre unter die Fahrgäste. Natürlich präsentierten sich auch Triebwagenführer und Zugführer passend in Reichsbahnkleidung.

Ein großer Teil der verkleideten Fahrgäste und Akteure stellten sich noch zu einem improvisierten Erinnerungsfoto auf. Einige überlegten sich schon jetzt, wie sie ihre Kleidung für ein nächstes historisches Wochenende in Bruchhausen-Vilsen noch detailreicher und originaler gestalten könnten.

Herrschaften des Bremer Zirkels warten auf die Weiterfahrt in Heiligenberg

Reisende, Ladegut und Reisegepäck warten auf die Weiterfahrt in Heiligenberg

Neben den kostümierten und „normalen“ Fahrgästen waren auch Eisenbahnfreunde vor Ort, die diese Sonderveranstaltung nutzten, um ihre technischen Fotoobjekte von den passend zur Epoche gekleideten Gästen einrahmen zu lassen.

Gerne wieder

Am Bahnhof Asendorf

Reges Treiben auch am Bahnhof Asendorf

Nach meinem Eindruck wurde diese Veranstaltung zumindest am Sonntag gut angenommen. Die verschiedentlich präsentierten und mit Fachkenntnis zusammengestellten Kostümierungen der Fahrgäste waren dem musealen Charakter der Eisenbahn durchaus zuträglich und entführten die Fahrgäste zeitweilig in vergangene Zeiten, in denen eine Entfernung von 80 km oftmals mehr als nur eine Tagesreise bedeutete und vom einfachen Menschen ohne Eisenbahn im Alltag praktisch nicht zu bewältigen war.

Es bleibt zu wünschen, dass derlei Veranstaltungen fortgesetzt werden, denn diese hinterließ nicht nur bei Fahrgästen und Akteuren einen besonderen und positven Eindruck, sondern erinnerte auch an die Zeiten als Fahrräder, Karren und Pferdegespanne das Bild der Straßen prägten und die Dampfeisenbahn es ermöglichte, große Distanzen mit bisher kaum geahnten Geschwindigkeiten zu überwinden.

Gruppenfoto mit kostümierte Fahrgäste und Akteuere beim historischen Wochenende

Gruppenfoto mit kostümierten Fahrgästen und Akteuren

4 Gedanken zu „DEV lud zum historischen Wochenende

  1. Michael

    Hallo Holger,

    vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Fotos.
    Wir waren Besucher, die den Samstag genutzt haben.
    Aber der Samstag wurde weder von historischen Fahrgästen noch von anderen Besuchern angenommen.
    Zwar gab es Deine beschriebene Vesper auch am Samstag in Heiligenfelde, aber das war das einzige Highlight zusammen mit der Hoya (anstatt der Spreewald), die von Asendorf nach Heiligenberg zusammen mit einem Güterwagen und einem Postwagen „zurückversetzt“ wurde. Das war allerdings ein schönes Fotomotiv.
    Aber zwischen 11 und 14 Uhr haben wir keine Verladung in Heiligenberg gesehen. Zwar eine Bestückung der Packwagen in Bruchhausen aber das finde ich für solch ein Wochenende zu wenig. Da wird auch ein Oldtimer und ein Unimog aus alten Zeiten kein Retter der Veranstaltung. Letztes Jahr sind die Lagnholzwagen wenigstens beladen gewesen ….. und es fuhr nicht die Freundin des Heizers oder Lokführers im pinkfarbenen Top in der „Hoya“ mit, wie am Samstag! 🙁

    Schöne Grüße
    Michael

    Antworten
    1. Gatz Holger

      Hallo Michael,

      danke für eine Anmerkungen. Inwzischen habe ich auch von anderer Seite gehört, dass es am Samstag etwas „mau“ war. Meine Beobachtungen und Bilder hatte ich am Sonntag gemacht. Ich hoffe, dass das im Bericht ausreichend herauskommt.
      Vielleicht wäre es eine Anregung, diesen Fahrtag nur am Sonntag durchzuführen.

  2. Uli Gluch

    Moin Holger
    Schöne Bilder. Ich bin einer der Aktiven an diesen zwei Tagen gewesen. Habe viel Geld in die Hand genommen und bin aus Senftenberg in Brandenburg angereist. Wenn es noch weitere schöne Bilder von den Aktiven gibt, dann bitte an mich, nur für den privaten Gebrauch. Vielleicht auch etwas größere Auflösung?
    Ich konnte mich ja nicht mit einer modernen Kamera zeigen. Übrigens das Oldtimerrad und die gezeigte Kamera sind von mir. Ich war als Bauer Max und schick mit Melone in Heiligenberg undumzu unterwegs (im letzten Bild der 3. von rechts).

    Antworten
    1. Gatz Holger

      Hallo Uli,
      wir hatten uns ja später noch im Triebwagen gut unterhalten (ich bin der Uniformierte neben dir …) . Schön, dass du mit deiner halben Theaterausstattung wieder gut zu Hause angekommen sind.

      Bezüglich der Bilder schreibe ich dich an, da die Auflösung und damit die Dateigröße deutlich höher ist. Leider habe ich nicht viel mehr Aufnahmen machen können. Auch ein Gendarm sieht mit moderner Kamera etwas deplaziert aus …

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